Die Geschichte des Attendorner Einzelhandels
Seit dieser Zeit finden wir Attendorner Kaufleute auch in den großen Handelsmetropolen am Rhein und entlang der Nord- und Ostseeküste. Attendorn wurde Mitglied der Hanse, des stärksten und mächtigsten Schutz- und Handelsbündnisses im Mittelalter. Vor allem Attendorner Leinwand wurde durch die heimischen Kaufleute exportiert. Im Londoner Stalhof hatte Attendorn sogar eine eigene Niederlassung; Attendorner Tuche wurden bis nach Nowgorod und Riga gebracht. Attendorner Kaufleute bekleideten hohe Ämter in den Städten Riga und Hamburg. In Lübeck hatte man sogar einen Attendorner Bischof gewählt.
Im Gegenzug erlangten Attendorner Hansekaufleute großen Reichtum, der sich in der Folge etwa in großen Stiftungen niederschlug. Bekannt geworden sind die Familien von der Becke, von Affeln, im Winkel, Weke, de Revele, Volquin und Henze. Die bekannteste Stiftung war die des Robert von der Becke, der 1353 seinen Holzbesitz zum Bau der Pfarrkirche vermachte.
Bis heute existiert noch der uralte Zusammenschluss der heimischen Kaufleute aus dem 14. Jahrhundert, die Nikolaikonfraternität. Ihre Kapelle, deren Stiftung 1328 bestätigt wurde, befand sich an der Stelle der heutigen Nikolaiapotheke in der Ennester Straße. Das Gildehaus soll am Seewern(Seefahrer)graben gelegen haben; heute erinnert daran eine auf dem Dach des Hauses Heller am Westwall installierte Wetterfahne mit einer Darstellung des Heiligen Nikolaus, des Schutzpatrones der Seefahrer und Kaufleute.
Heute bezeichnet man den Zusammenschluss der Kaufleute schlicht als Werbegemeinschaft, deren Zweck die Vermarktung der Gesamtstadt ist. Der Attendorner Einzelhandels ist durch die konsequente und hartnäckige Arbeit alteingesessener Familien und durch den Einsatz mutiger "Neubürger" entstanden. Auch heute noch ist das Geschäftsbild durch die selbständigen Einzelhändler geprägt, weil viele Geschäfte bereits seit Generationen in Familienbesitz geführt werden. Laut einer Econ-Strukturuntersuchung betrug der Anteil der Filialbetriebe 1993 nur 21 Prozent. Eine Quote, die auch heute noch nahezu unverändert Bestand hat.