Theater: Fehler im System
Das Stück stellt die Frage, ob ein Mensch zärtliche Gefühle für einen Cyborg entwickeln kann und ob dieser nicht sogar der bessere Partner wäre.
20.01.2025
20:00 Uhr
Stadthalle Attendorn, Breslauer Straße 40, Attendorn
Erwachsene ab € 15, ermäßigt ab € 7
Die eigenen Gefühle verstehen
Emma hat Oliver endlich vor die Tür gesetzt. Kurz darauf ist er zurück und begrüßt seine Ex mit seltsam monotoner Stimme. Schnell wird klar: Emma hat sich ihren Oliver 4.0 bei einer Partneragentur bestellt. Ein Freund nach ‚digitalem‘ Maß, könnte man sagen: aufmerksam, höflich, pflegeleicht, der zudem dem Original verblüffend ähnlich sieht.
Das findet auch Emmas Vater Lea, der sich gerade einer Geschlechtsumwandlung unterzieht. Nach 40 Jahren im Körper eines Mannes möchte er endlich zu der Frau werden, als die er sich immer schon fühlte. Was es heißt, sich der eigenen Gefühle nicht sicher zu sein, weiß Oliver 4.0 nur zu gut und zeigt viel Sympathie für Leas Probleme. Was Emma nicht ahnt: Bei Oliver 4.0 haben sich wegen eines Programmierfehlers zärtliche Empfindungen für sie eingestellt. Da seinem künstlichen Gehirn aber das romantische Vokabular fehlt - von der zarten Klaviatur der Empfindungen ganz zu schweigen -, entstehen herrliche Verwicklungen und verdrehte Dialoge, in denen die Schauspieler zur Höchstform auflaufen. Dann taucht zwischenzeitlich der echte Oliver wieder auf, und rund um die zwei Olivers ergeben sich folgerichtig weitere Verwicklungen.
Feine Nuancen
Eine wunderbar durchgeknallte Komödie, die ernste Fragen zu künstlicher Intelligenz und Genderthemen auf höchst amüsante Art und Weise behandelt. Der französische Dramatiker Georges Feydeau lässt grüßen, der seine eigenen Komödien einst als ‚umgekehrte Tragödien‘ charakterisierte. Selten schaffen es Bühnenautoren, virtuos auf dem schmalen Grat zwischen burleskem Spaß und ernsthaften Fragen zu balancieren, ohne in Klamauk abzugleiten. Nicht zu laut, nicht zu leise, liefern die vier Schauspieler dieses Stückes feinste Theaterkunst, die die Zuschauer nach manch gelungener Lachsalve nachdenklich schmunzelnd verabschiedet.
Mit Jürgen Tarrach, Tommaso Cacciapuoti, Jantje Billker, Guido Hammesfahr
Regie: Folke Braband
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