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Über die Revolution von 1848 im Kreis Olpe

Günther Epe informiert in seiner Ausarbeitung "Über die Revolution von 1848 im Kreis Olpe" über die Geschehnisse in Attendorn.

Bürgergarde, Freiheitslieder und die schwarz-rot-goldene Fahne

Die Ereignisse in Attendorn begannen schon am 25. März. Am Abend dieses Tages zog eine kleine Gruppe von Revolutionären durch die Stadt und sang Freiheitslieder. Der Anführer hielt eine Rede, aber danach verlief sich die Menge und es blieb alles friedlich. Siervering sah die Ausschreitungen, die doch während dieses Abends vorgekommen sein sollen, anders als Pickert in "Attendorn..." Sievering sagt: "Dass eine Fensterscheibe hierbei eingeworfen wurde, war natürlich und musste des Eklats wegen vorkommen." Pickert dagegen sah, nur missliebigen Personen wurden die Fensterscheiben eingeworfen...".

Auch die Bildung der Attendorner Bürgergarde wird von beiden Verfassern verschieden gesehen. Während bei Sievering, der von einer "Leibgarde" oder "Rottenbande" spricht, die Bevölkerung zunächst abwartend und ablehnend dastand, wird bei Brunabend die Teilnahme an der Bürgerwehr als verpflichtet angesehen. Der erste Kommandeur der Bürgergarde wurde der Amtmann D´ham, nachdem die Stadt zuerst auf einer Bürgerversammlung der Bevölkerung Zugeständnisse machen musste. Die Versammlung endete mit einem Triumphmarsch in Begleitung "...der sämtlichen Bürger, der Stadtbehörde, des Militärs sowie der männlichen und weiblichen Stadtjugend...", bei dem die schwarz-rot-goldene Fahne der Revolution durch die Stadt getragen und auf dem Rathaus befestigt wurde. Einige Tage danach zog die Bürgergarde sogar schon in geordneter Reihe und bewaffnet zur Kirche. Später bekam dann auch der Kirchturm und das Gymnasium eine Revolutionsfahne.

Leider können diese Aussagen des Pfarrers Sievering nicht nachgeprüft werden, da jegliche Quellenangabe fehlt. (Anm. des Herausgebers: Sievering zitiert einen Augenzeugen, dabei schöpft er vermutlich aus der Nummer der "Attendorner Blätter".)

"Freudenfeuerwerk in Attendorn"

Die Wahl des Erzherzogs Johann wurde hier, wie auch in anderen Teilen des Kreises mit Begeisterung aufgenommen. Am Abend der Wahl veranstaltete man in Attendorn sogar ein Freudenfeuerwerk. Auch hier glaubte man, durch diese Wahl der Einigung des ganzen deutschen Reiches nähergekommen zu sein. Sonst schienen die folgenden Tage recht ruhig gewesen zu sein.

In einem Schreiben vom 12. April forderten einige Bürger der Stadt den Magistrat auf, dafür zu sorgen, dass die Bürgerwehr, die inzwischen 218 Mitglieder zählte, bewaffnet würde. Was bei Sievering schon 10 Tage vorher geschehen war, forderten jetzt die Bürger, unter ihnen der Kommandeur der Bürgerwehr, vom Magistrat. Die Forderung lautete: "Es ist sowohl zum Schutze der Personen und des Eigentums als auch zum Schutz des Zeughauses dringend nötig, dass Waffen an die hiesige Bürgergarde ausgeteilt werden, da wir unter den jetzigen Verhältnissen fortwährend einen Überfall der arbeitslosen Masse aus den nahen Fabrikgegenden zu befürchten haben. Diese werden sich dann zuerst auf das Zeughaus werfen. Ohne Waffen können wir bei der geringen Anzahl der Bewohner unserer Stadt das Zeughaus offenbar nicht schützen und müssten es der Plünderung überlassen.

Die besondere Sorge der Bürger lag also darin, dass Waffen der Landwehr, die in dem Zeughaus untergebracht waren, in die Hände der Aufständischen kommen könnten. Der Magistrat unterstützte in einem Brief an den Kommandeur der Landwehr in Münster dieses Gesuch der Attendorner  Bürger. "Man könne die Waffen bei Einberufung der Landwehr auch binnen zwei bis drei Stunden wieder im Zeughaus abliefern". Die Bürgergarde war demnach zu diesem Zeitpunkt gut organisiert und vollkommen einsatzfähig.

Gründung eines "Demokartischen Clubs"

Interessant war auch der Brief des Apothekers Göbel, der sich bei der Regierung in Arnsberg über die wiederholten Unruhen im Sommer des Jahres 1848 beschwerte. Er forderte ein energischeres Eingreifen der Polizei und klagte darüber, in Attendorn wie nach Ausbruch der Anarchie zu leben. Auch der Landrat Freusberg schien in jener Zeit nicht sehr mit der Entwicklung in der Stadt Attendorn zufrieden zu sein. In seinem Schreiben an die Regierung in Arnsberg vom 13. Oktober 1848 meldet er die Gründung eines demokratischen Clubs, deren Mitglieder er auch die nächtlichen Unruhen zuschrieb.

In den Zeitungsberichten des Bürgermeisters von Attendorn meldete auch der Amtmann des Amtes Attendorn die Gründung eines demokratischen Vereins, schrieb ihm aber keine große Bedeutung zu, da er seiner Meinung nach nur aus einflusslosen Mitgliedern bestand.

10.07.2023