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"Ein so tolles Premieren-Publikum gibt es nirgendwo anders"

Vor seiner Tour-Premiere in der Stadthalle am 4. Mai 2018 hatte Martina Köhler von der Pressestelle der Stadt Attendorn Gelegenheit, mit Markus Maria Profitlich zu sprechen. Sie redeten über Humor, Heinz Erhard und über Höhlenführer aus Attendorn.

Schräges an allen Ecken und Enden

Ihr neues Programm heißt „Schwer verrückt“. Was ist für Sie zurzeit das Allerschrägste im deutschen Alltag?

MMP: Das kann man gar nicht auf die Schnelle beantworten, denn wenn man mit offenen Augen durch die Welt geht, sieht man an allen Ecken und Enden etwas Schräges: Warum haben 60 Prozent aller Deutschen ein Handy? Um ein Selfie zu machen, wenn sie ein Selfie machen? Warum wird so ein Wirbel um glutenfreies Essen gemacht, wenn nur 0,3 Prozent der Bevölkerung ein Problem damit haben? Und warum lassen sich die Leute die Po-Backen verbreitern? Haben sie Angst, sonst ins Klo zu fallen? Es gibt so viel Verrücktes in der Welt!

Wie behält man da noch den Überblick? Gibt es eine Lösung?

MMP: (atmet tief durch) Das wird noch nicht verraten!

Das heißt, Sie machen uns doch ein bisschen den „Erklärbär“, wie seinerzeit mit Bastian Pastewka in der „Wochenshow“?

MMP: Jo, ein bisschen vielleicht.

Vom "Erklärbär" zum "Humorhandwerker"

Wieviel hat Ihr Programm „Schwer verrückt“ mit Ihrer eher stattlichen Statur zu tun?

MMP: Nicht so viel! Meine Statur ist definitiv nicht ein Teil oder gar die Basis meines Programms. Aber ich habe einen Hang zur Selbstironie, das ist richtig.

Der NDR hat Sie mal als „Humorhandwerker“ bezeichnet. Wie klingt das für Sie?

MMP: Das klingt toll! Nicht weil ich als gelernter Schreiner tatsächlich Handwerker bin, sondern weil ich als Komiker sehr geerdet bin. Ich fühle mich nicht als Comedian. Mein Humor kommt vor allem aus der Beobachtung der Menschen. Da haben mich Heinz Erhard, Otto und auch Monty Python sehr inspiriert. Mein Humor entspricht, glaube ich, nicht ganz meinem Alter: Ich habe den Humorstand eines 30- bis 40jährigen. Wenn ältere Zuschauer von mir Ratschläge erwarten, werden sie meistens enttäuscht.

Also doch kein „Erklärbär“?

MMP: …. Ich habe mir überlegt, wieder Geräusche-Nummern zu machen, so wie früher. Das macht einen Riesenspaß. - Im Grunde genommen mag ich es, den Menschen auf humoristische Art den Spiegel vorzuhalten. Dann können sie – ohne dass ich ausdrücklich etwas erkläre – vielleicht ein bisschen etwas ändern.

"Ich brauche keine drei Monate Pause"

Zwischen Ihrem vorigen Programm “Schwer im Stress“ und Ihrem neuen liegen gerade mal vier Wochen Zeit. Wie machen Sie das?

MMP: Das mache ich immer so. Ich brauche keine drei Monate Pause wie andere. Ich habe zwischendurch Urlaub in Portugal gemacht und dort drei Wochen lang die Ruhe genossen. Das war sehr, sehr schön, und es hat sehr gut getan.

Haben Sie bei diesem Tempo schon das Konzept des kommenden Programms im Kopf?

MMP: Wir sind noch mitten in den Proben für das jetzige Programm! Und ich muss streckenweise noch meinen Text lernen! – Aber zugegeben, ein bisschen darüber nachgedacht habe ich schon. Jetzt bin ich 58 Jahre alt, und ich arbeite seit meinem 14. Lebensjahr. Da könnte ich mir gut vorstellen, mit 60 eine „Best-Of“-Tour zu machen und dann aufzuhören.

Kann ein Bühnenmensch denn mal „so eben“ aufhören?

MMP: Naja, vielleicht schraube ich auch erstmal ein bisschen mein Pensum runter. Dann hätte ich mehr Zeit für meine Hobbys und könnte zum Beispiel mehr Boot fahren. Früher hatte ich 120 Aufführungen im Jahr. Dagegen sind es jetzt schon weniger. Das ist doch schon ein Anfang! Obwohl: Wenn mir das nicht gefällt, kann ich ja beim nächsten Mal wieder mehr machen.

Der gute Rat des Höhlenführers

Was reizt Sie eigentlich an Attendorn?

MMP: Bei meinem ersten Schulausflug vor knapp 50 Jahren war ich in der Atta-Höhle. Damals stand vorn am Eingang ein Höhlenführer oder wie man das nennt…

Das heißt wirklich so.

MMP: Nein!! Na gut, jedenfalls warnte er uns, damit wir uns nicht den Kopf an tiefer hängenden Kanten stoßen. Dann drehte er sich rum und rannte prompt vor so ein Ding. Diese Szene hat sich mir völlig ins Gedächtnis gebrannt, und ich muss noch heute darüber lachen. Wir sind auch immer gern mit Besuch oder mit den Kindern vom Bergischen Land aus, wo wir wohnten, ins Sauerland gefahren und haben die Atta-Höhle besucht. Es hat sich aber keiner mehr so den Kopf gestoßen wie beim ersten Mal. Aber jedes Mal erzähle ich dem jeweiligen Führer und auch anderen diese Geschichte.

Die Premiere Ihrer neuen Tour findet in Attendorn statt. Ist das Publikum hier anders als woanders?

MMP: Das Attendorner Publikum ist sehr gespannt auf Neues. Es ist ein sehr offenes Publikum, und es ist immer gut mitgegangen. Ich war ja schon öfter da, und es war immer super. Ein so tolles Premieren-Publikum gibt es nirgendwo anders!

Autor: Martina Köhler, 20.04.2018