Die Geschichte des Attendorner Stadtwappens
Die Attendorner Wappenattribute Kreuz und Mond begegnen uns erstmals auf einem Kölner Pfennig aus der Zeit des Erzbischofs Konrad von Hochstaden (1237 – 1261). Während die Vorderseite der Münze einen sitzenden Bischof mit Krummstab und Buch zeigt, präsentiert uns die Rückseite ein großes Kreuz, das in seinen vier Winkeln von 4 Kugeln begleitet wird, darunter die Mondsichel. Als Umschrift finden wir den Schriftzug „ATTENDARNE“ (Abb. 1). Ohne Kreuz erscheint der Mond bereits auf Münzprägungen aus der Zeit des Erzbischofs Dietrich (1208 – 1212):
Auch das kostbare silberne Siegeltypar aus der Zeit um 1400, was heute im Südsauerlandmuseum Attendorn zu sehen ist, zeigt die Wappenattribute Kreuz und Mond, wobei die Anordnung der Attribute bereits der heutigen entspricht:
Eine weitere historische Darstellung des Attendorner Stadtwappens findet man in der sogenannten „Arnsberger Wappensammlung“ im Landesarchiv NRW, Staatsarchiv Münster. Diese Sammlung geht zurück auf eine Verordnung des Kurfürsten Josef Clemens vom 26. Juni 1700, in der er die Städte und Freiheiten des Kurfürstentums Köln aufforderte, ihre Wappen an die Hofkanzlei in Bonn einzusenden. Auch die Stadt Attendorn kam dieser Aufforderung nach und legte ihr Wappen vor, aufwändig verziert und mit einem Helm geschmückt:
1910 befasste sich die Stadtverordnetenversammlung mit der Überarbeitung des Stadtwappens und beantragte die Verleihung einer Mauerkrone. Außerdem wurde das schwarze Kreuz mit weißen Linien durchzogen. Am 7. Oktober 1910 wurde die abgeänderte Fassung des Stadtwappens genehmigt:
Durch Urkunde des Regierungspräsidenten in Arnsberg vom 12. August 1970 ist der Stadt Attendorn das Recht zur Führung von Wappen, Flagge und Siegel verliehen worden. Dabei wurde das Stadtwappen wie folgt beschrieben: „In Silber (Weiß) ein durchgehendes schwarzes Kreuz, rechts oben begleitet von einer auswärts gerichteten roten Mondsichel“:
Das schwarze, durchgehende Kreuz im Attendorner Stadtwappen verweist auf die territoriale Zugehörigkeit der Stadt zum Kurfürstentum Köln. Das Kreuz ist in zahlreichen Ortswappen des Rheinlands und Westfalens nachzuweisen. Möglicherweise geht der Ursprung diesen Kreuzes auf die Teilnahme Attendorner Bürger am Kreuzzug des Jahres 1217 zurück. Dies ist aber eine Vermutung, die bislang nicht bewiesen werden konnte. Als sicher darf angenommen werden, dass mit der Wahl des landesherrlichen Attributes eine enge, partnerschaftliche Beziehung zum Erzbistum Köln zum Ausdruck gebracht werden sollte.
Die Bedeutung des Mondes ist weitaus schwieriger zu erklären. Während einerseits die Attendorner den Mond mit ihrem Pfarrpatron Johannes den Täufer in Verbindung bringen und dabei die Passage im Johannesevangelium zu Grunde legen ("Er muß zunehmen, ich aber muß abnehmen!", Joh 3,30), gibt es andererseits überhaupt keine Belege dafür, dass der Mond als ikonographisches Attribut für Johannes den Täufer verwendet wurde. Auch die anlässlich des 750jährigen Stadtjubiläums von 1972 geäußerte These, es handele sich bei dem Mond um ein Symbol für die Existenz einer Gerichtsbarkeit in der Stadt, lässt sich nicht beweisen. Die neuere Literatur deutet den Mond als Hinweis auf Christus, aber auch das ist unbewiesen.
Interessant ist allerdings die Tatsache, daß der Mond in Verbindung mit einem Stern auf zahlreichen mittelalterlichen Darstellungen der Heiligen-Drei-Könige als Attribut des Melchior erscheint. Die Überführung der Gebeine der Heiligen-Drei-Könige erfolgte 1164 von Mailand nach Köln. Wenn also die Attribute Mond und Stern für Melchior bereits in dieser Zeit nachgewiesen werden könnten, so wäre diese Konstellation nach 1164 in Köln recht neu gewesen. Vielleicht hat man der jungen Münzstätte Attendorn als Unterscheidung zu anderen erzbischöflichen Münzstätten dieses damals neue Symbol beigegeben.
Jede Stellungnahme, die zur Lösung des Wappenrätsels „Mond“ beitragen könnte, ist in Attendorn herzlich willkommen.