St. Ursula-Schulen
Das ehemalige Ursulinenkloster – heutige St.-Ursula-Schulen
Zwischen 1910 und 1911 errichteten die Ursulinen am Rande der Attendorner Altstadt ihr neues Kloster mit Kapelle und Glockenturm. Das eindrucksvolle Gebäude wurde schnell zu einem prägenden Ort des geistlichen und gesellschaftlichen Lebens der Stadt. Ursprünglich diente es ausschließlich als Kloster. Doch schon bald verband sich mit ihm ein neues Kapitel Attendorner Bildungsgeschichte.
Vom Kloster zur Mädchenschule
Die Bevölkerung Attendorns wünschte sich schon früh eine katholische höhere Mädchenschule. Nach jahrelangen Bemühungen und trotz mancher Widerstände der Behörden wurde dieser Wunsch 1917 Wirklichkeit: Unter der Leitung von Mater Maria Vigener eröffneten die Ursulinen am 3. Mai 1917 die Höhere Mädchenschule, in der 57 Schülerinnen unterrichtet wurden.
In den folgenden Jahren wuchs die Schule stetig. 1928 erhielt sie den Status eines Lyzeums und einen Erweiterungsbau mit Schulflügel und Turnhalle. Mit der Genehmigung einer Frauenschule im Jahr 1932 durfte sie erstmals eigene Abschlusszeugnisse ausstellen. Damit war das Attendorner Ursulinenlyzeum zu einer anerkannten Bildungsstätte für Mädchen geworden. Ein wichtiger Schritt für die Förderung der Frauenbildung im Sauerland.
Unterdrückung in der NS-Zeit
Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten begann für die Ursulinen eine schwere Zeit. Kirchliche Schulen standen im Widerspruch zur NS-Ideologie und wurden nach und nach eingeschränkt. 1935 wurde die langjährige Schulleiterin Mater Maria Viktoria Hopmann abgesetzt, 1938 mussten Frauenschule und Oberstufe geschlossen werden.
Trotz des Einsatzes des Bürgermeisters Josef Schütte konnte die völlige Auflösung nicht verhindert werden. 1942 wurde der Unterricht endgültig eingestellt, das Klostergebäude zum Lazarett umfunktioniert. Während des Krieges pflegten die Ursulinen dort Verwundete und Flüchtlinge, ein stilles Zeichen christlicher Nächstenliebe in einer Zeit der Not.
Neuanfang nach 1945
Nach dem Zweiten Weltkrieg begannen die Ursulinen sofort mit dem Wiederaufbau. Schon im November 1945 öffnete die Schule erneut ihre Türen. 1946 folgte die Wiedereröffnung der Haushaltungsschule, bald besuchten wieder mehrere Hundert Mädchen den Unterricht.
1951 wurde das Kloster als eigenständiges Monasterium anerkannt. Auch wenn heute keine Ordensschwestern mehr dort leben, die letzte Ursuline verstarb nach 1985, prägen ihr Geist und ihre Werte den Ort bis heute. Die Schwestern sind auf dem Friedhof auf dem Schulgelände beigesetzt.
Ein Ort der Bildung und Erinnerung
Aus dem ehemaligen Kloster sind inzwischen zwei Schulen hervorgegangen: das St.-Ursula-Gymnasium und die St.-Ursula-Realschule. Sie führen die Tradition der Ursulinen fort Bildung, Verantwortung und Glaube miteinander zu verbinden.
Die Kapelle, der Glockenturm und das historische Schulgebäude erzählen noch immer von einer über hundertjährigen Geschichte, in der sich Spiritualität, Bildung und Stadtgeschichte auf besondere Weise verbinden. Damit ist das Ursulinenkloster nicht nur ein architektonisches Wahrzeichen, sondern auch ein bedeutender Erinnerungsort der Attendorner Stadtgeschichte.