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Die Menschen von Attendorn

Die Skulptur ist Teil des LEADER-Förderprojektes Skulpturenweg „Brauchtum und Stadtgeschichte in Attendorn“.

Im Zuge eines künstlerischen Wettbewerbs im Jahr 2020 wurden durch den Arbeitskreis Kunst im öffentlichen Raum der Hansestadt Attendorn vier Skulpturen ausgewählt, die die Bereiche Schützenbrauchtum, Osterbrauchtum, Karneval und Stadtgeschichte darstellen. 

Die Skulptur "Die Menschen von Attendorn" wurde im Jubiläumsjahr 2022 errichtet und ist ein Kunstobjekt für den Bereich Osterbrauchtum. Entworfen wurde die Skulptur von dem Künstler Markus Madeia.In einer Kurzbeschreibung des Objektes heißt es: „Auf einer runden, handwerklich gearbeiteten Säule aus Naturstein, steht eine bronzene Kugel aus Semmeln. Die Vielzahl der bronzenen Semmeln sollen die langen Jahre der Tradition und die Menschen von Attendorn symbolisieren.“ 

Zum Brauchtum Ostersemmel und Ostersemmelsegnung in Attendorn

Der „Ostersemmel“, dessen Teig mit Kümmel durch­setzt ist, hat an den beiden Enden je einen Ein­schnitt, so dass sich zwei „Hörner“ bilden. Die Deutung dieser Form ist nicht endgültig geklärt. Die bekannteste Interpretation der ungewöhnliche Brotform weist hin auf die Schwanzflosse eines Fisches, einem Christussymbol der frühen Christen. So ergeben die Anfangsbuchstaben der griechischen Worte „Jesus Christus Gottes Sohn Retter“ aneinandergereiht den Begriff „Fisch“. Andere Deutungsversuche bringen die Attendorner Ostersemmelform in Zusammenhang mit einem Osterhasen oder einem Osterlamm.

Schon der bekannte Regensburger Künstler Albrecht Altdorfer (geb. um 1480, + 1538) fertigte um 1520 ein Gemälde mit dem Titel „Mariä Geburt“, das sich heute in der Alten Pinakothek zu München befindet. Auf diesem Bild ist der Erzengel Gabriel als Pilger mit einem ostersemmelähnlichen Brotlaib dargestellt. Möglicherweise gab es die Form unseres Ostersemmels bereits vor fast 500 Jahren in Süddeutschland.

Auch am Giebel eines norddeutschen Fachwerkhauses ist diese Brotform zu sehen.

Die älteste Erwähnung des Osterbrotes in Attendorn erscheint in einer Jahresrechnung der Waldenburg von 1565; hier wird der „Passche Semmell“ genannt, der durch einige zur Waldenburg gehörige Höfe jährlich abgegeben werden musste.

Die zurzeit ältesten Nachrichten über die Segnung der Ostersemmel reichen bis in das Jahr 1658 zurück. Damals versammelte der Atten­dorner Pfarrer Johannes Zeppenfeld, zehn Jahre nach Beendigung des Dreißigjährigen Krieges, die ältesten Attendorner um sich und ließ sich das kirchliche Brauchtum, wie es vor dem Krieg

(vor 1618) üblich gewesen war, erklären. In diesem Zusammenhang wird erstmals das heute noch am Karsamstag durchgeführte Semmelsegnen erwähnt.

1977 wurde auf dem Dachboden des Pfarrhauses die 200 Jahre alte Segensformel entdeckt, die auch heute noch durch den Pfarrer gebetet wird:

„Herr Jesus Christus, Du bist glorreich von den Toten erstanden und willst immer bei uns bleiben in Deinem Wort und Sakrament. So bist Du uns das lebendige Brot zum ewigen Leben geworden. Dich bitten wir nun: Segne diese Ostersemmel, wie Du einst die fünf Brote in der Wüste gesegnet hast. Allen, die von diesen Semmeln genießen, gereiche das Brot zum Heil für Leib und Seele, zum Schutz gegen Krankheiten und alle Anschläge des Bösen. Lass uns beim Essen dieser Speise daran denken, dass Du der Geber aller Gaben bist und willst, dass wir in unserer Freude nicht die Hungernden und Darbenden vergessen; der Du lebst mit dem Vater und dem Heiligen Geist in alle Ewigkeit. Amen.“

Zum Segensgebet werden die mitgebrachten Ostersemmel durch die Gläubigen hoch gehalten.

Zum Künstler

Markus Madeia absolvierte von 1990 bis 1993 eine Lehre zum Steinmetz- und Steinbildhauer mit der Fachrichtung Bildhauerei bei der Firma Schütte in Werl und wurde während dieser Zeit in das Begabtenförderprogramm des Bundesinnungsverbandes aufgenommen. Nach erfolgreichem Gesellenabschluss arbeitete er bis 2000 als Steinmetz bei der Firma Koch in Geseke. Parallel besuchte er die Meisterschule in Soest, die er 2000 als Bestmeister Nordrhein-Westfalens im Steinmetzhandwerk abschloss. Es folgten Meistertätigkeiten an der Bauhütte der Wiesenkirche in Soestsowie erneut bei der Firma Koch, bevor er 2002 seinen eigenen Steinmetzbetrieb Madeia gründete. Im Jahr 2014 legte er erfolgreich die Prüfung zum staatlich geprüften Restaurator im Steinmetzhandwerk ab.

Alle Stationen des Stadtrundgangs auf einen Blick

Alle Stationen des Skulpturenwegs auf einen Blick