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Alte Post

Das Gebäude befindet sich an der heutigen Niedersten Straße 11 und wurde nach einem Entwurf von Juli 1925 auf dem ehemaligen Grundstück der zu diesem Zeitpunkt bereits ausgestorbenen Juristenfamilie Plange unter Bauleiter und Architekt Dipl.-Ing. Biecker errichtet. Die Schauwand liegt zur Niedersten Straße hin mit einem Knick zur Glockengasse gemäß der historischen Topographie der Niedersten Straße.

Durch den Bau wird die Straße an dieser Stelle platzartig erweitert. Sowohl die Schauseite als auch der Vorplatz weisen auf die zentrale Bedeutung eines Postgebäudes in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts hin. Es handelt sich um einen Massivbau mit drei Etagen über einem hohen Kellersockel.


Zur Architektur

Die drei mittleren Fensterachsen werden durch einen flachen Giebel betont. Der Eingang befindet sich über einer ursprünglich geschwungenen Außentreppe in der Mittelachse, am Giebel der Schauseite befindet sich ein steinerner Adler mit Hoheitszeichen in einem Kranz, in dem sich bis 1945 ein Hakenkreuz befand. An der Giebelseite des Flügelbaus befindet sich in der Mittelachse ein separater Eingang zu den Wohnungen im Innern über einer Außentreppe. Das Gebäude ist ein charakteristisches Beispiel für die neoklassizistische Architektur, wie sie in den 1920er Jahren besonders im Sauerland und speziell für öffentliche Bauten zur Verwendung kam. Im Haupttrakt waren die Diensträume der Post untergebracht, davon im Erdgeschoss die öffentlich zugänglichen Räume und die Wagenabfertigung, die technischen Räume in der oberen Etage und im Dachraum. Im abgeknickten Flügel befanden sich Büroräume und Wohnräume.

Im Dachgeschoss waren die Wohnungen des Unterbeamten und des Heizers, im Obergeschoss die Wohnung des Postamtsvorstehers. Mehrere Gärten hinter dem Gebäude fielen später der Errichtung von Parkplatzflächen zum Opfer. Umbauten und Modernisierungen im Haus selbst fanden in den folgenden Jahrzehnten lediglich bei den öffentlich zugänglichen Räumen, wobei jedoch die tragenden Wände erhalten blieben (nach Auskunft der Post wurde jedoch die Statik verändert). Im Laufe der Zeit wurden ferner im Keller neue fernmeldetechnische Räume eingebaut und die Kohleheizung durch eine Ölheizung ausgetauscht. Im Obergeschoss wurden die Räume zur Fernmelde und Telekommunikationsvermittlungstechnik mehrfach verändert sowie im Dachgeschoss der Einbau von Bädern, WC-Räumen und die Vergrößerung von Räumen, die Veränderung der hofseitigen Fassade durch Herstellung von Ladetoren und einer Laderampe, die Ersetzung von Holzfenster durch Kunststofffenster, vorgenommen.

Die Umstellung auf Gas geschah im Jahr 1956. Ein später wieder abgerissener Anbau für eine eingeschossige Packkammer wurde 1969 projektiert. Im gleichen Zug sollten im Erdgeschoss umfangreiche Umbauten vorgenommen werden, Veränderungen des Schalterraumes und der Paketannahme.

Nach Auszug der Fernsprechvermittlungstechnik der Telekom AG aus dem 1. Obergeschoss stand das Gebäude seit Anfang 1996 weitestgehend leer.

Denkmalsobjekt

Das Gebäude wurde im April 1997 als Denkmalsobjekt ausgezeichnet, da es sowohl geschichtswissenschaftlich als auch architekturgeschichtlich ein herausragendes Beispiel für Postämter in der 1. Hälfte des 20. Jahrhundert ist. Dabei wurde das Erdgeschoss nicht unter Schutz gestellt. Zudem ist der der Schemperstraße zugewandte Teil ein Zeugnis für einen Betriebsbereich eines Postgebäudes des frühen 20. Jahrhunderts. Die Prüfung der Denkmalwürdigkeit stand allerdings auch im Kontext der innerhalb von 3 Jahre geplanten Aufgabe des Gebäudes seitens der Post, die am 30. Januar 1996 im Ausschuss für Stadtentwicklung und Wirtschaftsförderung bekanntgegeben wurde. 1997 wurde das Gebäude von der Deutschen Post AG an das Ehepaar Paul-Walter und Ursula Stuff verkauft.

Das bisherige Obergeschoss Fernmeldetechnik wurde zum Arbeitsmedizinischen Zentrum (AMZ) mit Bescheid vom August 2000 umgebaut.

Die Schalter der Post wurden 2007 geschlossen. Das Briefverteilzentrum zog in das Industriegebiet Askay.

Innenstadtentwicklung und neue Nutzung

Am 03. April 2015 erwarb die Stadt Attendorn das Gebäude.

Am 29.03.2017 votierte die Stadtverordnetenversammlung einstimmig für die Sanierung des Denkmalobjektes Niederste Straße 11.

Mit Beschluss der Stadtverordnetenversammlung am 13.12.2017 stimmte die Stadt Attendorn dem Umbau des Erdgeschosses und der Außenanlagen der „Alten Post“ zu.

Für das Erdgeschoss und den Außenbereich wurde zusammen mit der Bitburger Braugruppe das gastronomische Konzept „Benediktiner Wirtshaus“ umgesetzt. Dieses bayerische Wirtshaus stellt innerhalb der städtischen Gastronomie ein Alleinstellungsmerkmal mit Strahlkraft für einen weiten Umkreis dar. Zum gastronomischen Konzept gehören unter anderem: Ein Gastraum mit rund 260 Sitzplätzen, eine Außenterrasse an der Niedersten Straße mit rund 180 Sitzplätzen und mobiler Außentheke, eine Terrasse zum Innenhof mit rund 70 Sitzplätzen, Wandverkleidung aus Eiche, Boden aus Eichendielen, Barhocker aus Buche, Tischplatten aus Eiche astig und geölt. Während die Stadt sich für das innere und äußere Erscheinungsbild zeichnet, wurde die Bitburger Brauerei im Kooperationsvertrag zu Schulungen und Beratungen sowie zu einer Erstausstattung wie Servicekleidung und Corporate Design verpflichtet. In Erinnerung an das Stadtjubiläum und die Verleihung der Stadtrechte sollte die Eventgastronomie den Namen „Benediktiner Wirtshaus 1222“ erhalten und vor dem Haus wichtige Daten der Stadtgeschichte ins Pflaster eingelassen werden.

Ziele dieser Maßnahme waren die Stärkung der Niedersten Straße als Verbindungsfunktion in der Innenstadt zwischen Fußgängerzone und Alleecenter/Kino/Attahöhle, die bauliche Weiterentwicklung des Baudenkmals mittels eines Frequenzbringers und die Schaffung von Aufenthaltsqualität. Dem sollen dienen: Sanierung der Außenhülle und der Außentreppe, energetische Sanierung, Herstellung der Barrierefreiheit, Sanierung und Umnutzung des Erdgeschosses für eine gastronomische Nutzung, Erneuerung der Ver- und Entsorgungsleitungen, Umbau der Wohnungen im Dachgeschoss von bisher drei Wohnungen zu vier Wohnungen. Zum Oktoberfest 2018 wurde das bayerische Wirtshaus eröffnet.

Heute befinden sich in dem Gebäude neben dem Bayerischen Wirtshaus eine Ergotherapiepraxis, eine Bürofläche und Wohnungen.

Alle Stationen des Stadtrundgangs auf einen Blick