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Hospitalkirche

Zur Geschichte der Hospitalkirche

Von Otto Höffer

Verlässt man die Innenstadt durch das Wassertor und geht in Richtung Bigge, so findet man bald eine kleine unscheinbare Kirche, die Hospitalkirche St. Barbara.

Sie ist der Rest eines bedeutenden Hospitalkom­plexes und wurde, zusammen mit einem Friedhof, bereits zwischen 1306 und 1317 erbaut. Ein Priester war verpflichtet, für Einheimische und Fremde, die im Hospital Aufnahme gefunden hatten, die Messe zu lesen und die dort Verstorbenen auf dem Fried­hof zu begraben.

Im 14. Jahrhundert wurde an der Hospitalkirche eine St.-Barbara-Vikarie errichtet, deren Inhaber seit 1407 gleichzeitig der Hospitalsrektor war. Bis in un­sere Zeit war der Rector hospitalis noch Mitglied im Aufsichtsrat des Krankenhauses.

Die ursprünglich gotische Kapelle wurde durch meh­rere Anbauten in der Barockzeit zur heutigen Hospi­talkirche erweitert.

1813 benutzten durchziehende russische Soldaten das Gotteshaus als Pferdestall; eine Benutzung der Kirche durch evangelische Mitchristen 1838 und durch die Altkatholiken 1874 lehnte sich die Bevöl­kerung massiv auf.

Durch Kriegszerstörungen stark in Mitleidenschaft gezogen, drohte der Hospitalkirche in den fünfziger Jahren der Abriß. Beherzte Mitglieder des Attendor­ner Heimatvereins, an ihrer Spitze Toni Hormes und Karl Boos, retteten schließlich die Kirche und be­wegten sogar ihre völlige Restaurierung. Am 22. September 1962 konnte sie erneut eingeweiht wer­den. Während des Biggetalsperrenbaus fand das altehrwürdige Gnadenbild von Waldenburg hier ei­ne Bleibe.

Die Kirche hatte im Laufe ihrer Geschichte, nicht zuletzt durch ihren Charakter als Marienwallfahrts­stätte, eine überaus qualitätvolle Ausstattung. Erhal­ten geblieben sind die zwölf Apostelstatuen aus der Sassewerkstatt, der barocke Orgelprospekt und eine Darstellung Jesu als Schmerzensmann.

Im Zuge der umfassenden Restaurierung und Neu­gestaltung der Kirche vor 1962 kamen aus der Pfarrkirche der Kreuzaltar, eine Arbeit des heimi­schen Bildhauers Peter Sasse, und die von seinem Vater Johannes Sasse 1683 geschaffene Pieta in die Hospitalkirche.

Auch Teile des Chorgestühls der heimischen Künst­lerfamilie Metz, das bis 1953 in der Pfarr­kirche gestanden hatte, wurden in die Hospitalkirche übernommen.

Schließlich erhielt auch das kunstschmiedeeiserne Kommunionbankgitter aus dem ehemaligen Kloster Ewig, das nach der Säkularisierung in die Pfarrkir­che gekommen war, einen neuen Platz in der Hospi­talkirche.

Bis zum Abbruch 1975 stand neben der Hospital­kirche das eigentliche Hospitalgebäude. Der alte, zuletzt 1680 wiederhergestellte und erweiterte Ho­spitalbau, ein stattliches zweigeschossiges etwa zehnachsiges Bruchsteinhaus mit mächtigem Krüppelwalmdach, wurde schnell zu klein und ab 1884 durch ein neues Gebäude ersetzt. 1886 wurde ein erster Anbau an das alte Haus im Stil der Gründer­zeit fertiggestellt. 1896 errichtete man einen zweiten Erweiterungsbau.

Nachdem das Krankenhaus 1929 an die Hansa­straße verlegt wurde, diente das alte Krankenhaus als städtisches Mietshaus.

Heute erinnert an das Krankenhaus nur noch ein alter Brauch, der alljährlich am Schützenfestmontag zu beobachten ist. Dann steht vor der Hospitalkirche ein Körbchen, in das die abmarschierenden Schüt­zenbrüder ein Geldstück „für die Armen“ werfen.

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