Burg Schnellenberg
Die älteste Erwähnung der Burg stammt aus einer Urkunde von 1222, dem gleichen Jahr, in dem Attendorn vom Kölner Erzbischof Engelbert I. Soester Stadtrechte erhielt. In diesem Jahr übertrug Engelbert dem Grafen Adolf von Altena wegen der vielen Dienste, die derselbe der kölnischen Kirche geleistet hatte, "zwei Mansiones in dem Castrum Snellenberg" zu Lehen.
In den folgenden Jahrzehnten des 13. Jahrhunderts werden verschiedene Personen als Ritter von Schnellenberg erwähnt, so dass die Existenz mehrerer Burghäuser hierdurch belegt wird. Die Bedeutung der Burg wuchs schlagartig 1288 mit der für das Erzbistum Köln verhängnisvollen Schlacht bei Worringen. Als Konsequenz musste 1289 die nur gut drei Kilometer südwestwärts gelegene kölnische Burg Waldenburg pfandweise an den Grafen von der Mark abgetreten werden. Daher wurde es erforderlich, die offensichtlich völlig verfallene Burg Schnellenberg umfassend zu renovieren, um einen sicheren Stützpunkt gegen die benachbarten Grafen von der Mark zu erhalten. Dieses Projekt, das quasi einem Burgneubau gleichkam, wurde im Auftrag des Erzbischofs Sigfried von Köln durch dessen Landmarschall von Westfalen, Johann von Plettenberg, durchgeführt, wobei die Attendorner Bürgerschaft offenbar tatkräftig Hand anlegte. Der Neubau wurde 1294 vollendet.
Bereits sechs Jahre später verlor die Burg erneut an Bedeutung, als es Erzbischof Wicbold gelang, die Waldenburg wieder einzulösen. Schließlich trat Heidenreich von Plettenberg, der Sohn des bereits erwähnten Landmarschalls, die Burg Schnellenberg am 12. Juli 1339 an Erzbischof Walram ab, und zwar zusammen mit der Gerichtsbarkeit über die Stadt Attendorn.
1387 erhielt Wilhelm Vogt von Elspe ein Burglehen auf Schnellenberg. Diese Familie und die Vertreter der Familie von Schnellenberg wohnten seitdem bis 1541 auf der Burg. Das Lehen derer von Schnellenberg ging damals durch die Heirat einer Tochter des Johann von Schnellenberg mit Jasper von Schüngel in den Besitz der Familie von Schüngel über.
Übernahme durch Caspar von Fürstenberg
Eine Wende in der Geschichte der Burg gab es dann 1594, als Caspar von Fürstenberg die beiden Burghäuser der Familien Vogt von Elspe und von Schüngel in seinen Besitz brachte. Seit dem Tode seines Vaters, Friedrich III. von Fürstenberg, war Caspar von Fürstenberg Droste der Ämter Bilstein, Waldenburg und Fredeburg. 1585 wurde sein Bruder Dietrich zum Fürstbischof von Paderborn gewählt, 1588 wurde Caspar selbst Verwalter der kurmainzischen Ämter Fritzlar und Naumburg.
Mit dem Ankauf der Burg Schnellenberg verfolgte Caspar von Fürstenberg gleichzeitig Pläne zur Aufnahme in die Reichsritterschaft. 1595 wurde ein diesbezüglicher Antrag genehmigt. Außerdem war Schnellenberg, besser als Bilstein, für einen repräsentativen Ausbau geeignet, der in Form einer Vierflügelanlage nach dem Vorbild des fürstbischöflichen Schlosses in Neuhaus erfolgen sollte. Nachdem Fürstenberg diese Pläne jedoch aufgrund der gebirgigen Lage fallenlassen musste, der Ausbau wäre viel zu kostspielig geworden, wurde eine kleine Lösung umgesetzt, bei der sehr viel alte Bausubstanz mitverwendet werden konnte.
Burgkapelle
Im Zuge des Umbaus regte der fürstbischöfliche Bruder die überaus kostbare Ausstattung der dem heiligen Georg geweihten Burgkapelle an. Überregional bekannte Meister, wie zum Beispiel der Holzschnitzer Hans Miltenberger aus Frankfurt oder der Paderborner Maler Augustin Jodefeld, konnten für die Ausschmückung gewonnen werden. Noch heute existiert die im Original erhaltene Kapelle aus den Jahren 1597 bis 1600. So zeigt das Deckengemälde die zwölf Apostel und die Schar der Heiligen, die Emporenbrüstung zeigt die auf Holz gemalten Leidenswerkzeuge Christi. Im Hochaltar sind kostbare Alabasterreliefs mit der alttestamentlichen Darstellung des Melchisedechopfers, des Abendmahls und der Begegnung Christi mit den Emmausjüngern dargestellt.
Der Fürstbischof schenkte schließlich im Jahre 1601 für den liturgischen Gebrauch in der Kapelle einen kostbaren Silberschatz, den der Warburger Meister Anton Eisenhoit schuf, der aber heute nicht mehr auf der Burg verwahrt wird.
Als nun der umfassende Generalumbau beendet war, verlegte Caspar von Fürstenberg 1607 seinen Wohnsitz von Bilstein nach Schnellenberg.
Umfassende Baumaßnahmen
Die Nachfolger Caspars, Friedrich IV., Friedrich V., und Ferdinand von Fürstenberg ließen in den folgenden Jahrzehnten immer wieder umfassende Baumaßnahmen auf Schnellenberg durchführen.
So hatte der Enkel Caspars, Friedrich V. von Fürstenberg, erhebliche Umbauten an der Oberburg durchführen lassen. Die Erhebung in den Reichsfreiherrenstand 1660 und eine damit in Zusammenhang stehende maßgebliche finanzielle Dotation durch den Onkel des Bauherrn, den Salzburger Domdechanten Wilhelm von Fürstenberg, hatte diese Maßnahmen erheblich erleichtert.
Namentlich Ferdinand von Fürstenberg veranlasste in den Jahren nach 1686 den großzügigen Neubau der Unterburg nach den Entwürfen des berühmten westfälischen Baumeisters Ambrosius von Oelde. Zahllose heimische Handwerker waren mit der Ausführung der unterschiedlichsten Gewerke beschäftigt und gaben der Burg ihre gegenwärtige äußerliche Gestalt. Ihre Namen sind auch heute noch in den umfangreichen Bauakten aus dieser Zeit überliefert. Markantestes Bauwerk aus dieser Bauperiode an der Oberburg ist der riesige Nordwestturm mit seiner welschen Dachhaube. Die eigentlichen Bauarbeiten zogen sich bis 1694 hin, danach erfolgte die Innenausstattung bis zum Jahre 1704. An dieser war maßgeblich der Attendorner Bildhauer Johannes Sasse beteiligt, von dem heute noch zahlreiche Türen erhalten sind. Die Baumaßnahme wurde durch die Errichtung des Vorwerkes 1708 abgeschlossen.
18. Jahrhundert - Schnellenberger Hospital
Im Verlauf des 18. Jahrhunderts war die Burg Schnellenberg nur noch vorübergehend durch Mitglieder der Familie von Fürstenberg bewohnt. Hauptwohnsitze waren in dieser Zeit die Adolphsburg bei Oberhundem und das Schloß Herdringen bei Arnsberg. Der letzte Bewohner der Burg war Friedrich Leopold von Fürstenberg, der 1791 nachweislich noch größere Restaurierungen veranlasste.
In den Jahren 1744 bis 1746 entstand ein weiteres großes Bauprojekt, das Schnellenberger Hospital. Schon in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts war die Fürstenbergische Armenstiftung ins Leben gerufen worden. Nun errichtete man ein großzügiges Armenhaus unterhalb des Mooskampes, auf halbem Wege zwischen der Stadt Attendorn und der Burg Schnellenberg. In diesem Haus verbrachten diejenigen Bediensteten ihren Lebensabend, die mit dem Ausscheiden aus den fürstenbergischen Diensten nicht mehr in ihre Heimat zurückkehren konnten.
Während des 19. Jahrhunderts hat die Familie von Fürstenberg die Burg Schnellenberg nicht mehr bewohnt; ihr stand nunmehr das in den Jahren 1848 - 1852 durch den bekannten Baumeister Ernst Friedrich Zwirner errichtete Schloß Herdringen zur Verfügung.
In der Zwischenzeit wohnten auf Schnellenberg die jeweiligen Rentmeister, die für die Verwaltung des fürstenbergischen Grundbesitzes verantwortlich waren.
Früher auch Brauerei
Um die Burg finanziell unterhalten zu können, wurde sie teilweise verpachtet. So finden wir 1839 den Grafen Schmiesing-Kerssenbrock als Pächter der Burg, der im Südflügel der Unterburg eine gewerblich genutzte Brauerei anlegen ließ. 1850 wurde diese Brauerei an den Eigentümer der Burg, Graf Fürstenberg, übertragen, der die Brauerei in den Folgejahren durch den Rentmeister Martin Schneidersmann verpachten ließ. 1887 war die Brauerei derart heruntergewirtschaftet, dass eine Versteigerung des Brauereiinventars an die Krombacher Hausbrauerei erfolgte. In diesem Zusammenhang ist bis heute die Ursache der Brandkatastrophe nicht geklärt, die am 2. September 1889 den Südflügel der Unterburg komplett zerstörte.
Nach dem Brand wurde die Brauerei nicht weiter betrieben, wohl aber die Burgschenke. Den älteren Attendornern wird noch das sogenannte "grüne Plätzchen" in Erinnerung sein, ein Biergarten mit Kegelbahn, der hinter der Oberburg angelegt worden war.
Jugendherberge und Jugendheim
Am 26. April 1928 beantragte schließlich Norbert Bilsing die Erteilung einer Konzession zum Ausschank von Kaffee und alkoholhaltigen Getränken.
Die Burg erlebte im Verlauf unseres Jahrhunderts bewegte Zeiten: So hatte man zunächst zwischen 1912 und 1928 in den Räumen der Oberburg eine Jugendherberge eingerichtet, die in katholischer Trägerschaft verwaltet wurde. Mit dem Zeitpunkt der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten waren die Tage eines katholisch geführten Jugendheims natürlich gezählt. An seine Stelle wurde durch die NSDAP zunächst ein Lager des freiwilligen Arbeitsdienstes, dann ein Notstands- und Landjahrheim eingerichtet. In der NS-Zeit gab es auf der Burg auch eine Lagerstätte für Museumsgut. In den Nachkriegsjahren war in den Räumen der Oberburg ein Erholungsheim des Eisenbahnsozialwerkes.
Einsturz von Teilbereichen der Burg
Durch alle eben erwähnten Nutzungen wurden die historischen Räume der Burg arg in Mitleidenschaft gezogen: Barocke Türen wurden übertüncht oder entfernt, Stuckdecken beschädigt, Sperrholzwände eingezogen und Kunstgegenstände missbraucht.
So stürzte am 8. Februar 1924 der älteste Teil des Schlosses Schnellenberg, nach Osten gelegen, in einer Breite von 10 Metern und einer Höhe von 20 Metern ein.
Am härtesten wurde die kostbare Renaissancekapelle getroffen, in der die Deckengemälde schlichtweg übertüncht worden waren. Mit einer gewaltigen Anstrengung des Eigentümers, des Pächters, der Stadt Attendorn, des Kreises Olpe und des Landschaftsverbandes sowie einem Kostenaufwand von mehreren hunderttausend Mark wurde die Kapelle 1979 restauriert und der Öffentlichkeit wieder zugänglich gemacht.
Erfolgreicher Hotelbetrieb
Der erste, auf zwölf Jahre begrenzte, Pachtvertrag mit der Familie Bilsing dauert nun schon fast siebzig Jahre. In dritter Generation bürgen die Familien Norbert und Uli Bilsing in Zusammenarbeit mit dem Eigentümer der Burg, der Familie von Fürstenberg, für einen konsequenten und kontinuierlichen Ausbau der Anlage zu einem der bekanntesten Hotelbetriebe des Landes.
Das Burghotel verfügt heute über 42 Zimmer mit 81 Betten. Bis hierhin war es allerdings ein weiter Weg. Allein die Beseitigung der durch die oben erwähnten Einrichtungen verursachten Schäden verschlangen ungeheure finanzielle Mittel. Hinzu kamen ständige Überlegungen, um den denkmalwerten Charakter einer mittelalterlichen und barocken Burganlage mit der zeitgemäßen Nutzung eines modernen Hotelbetriebes in Einklang zu bringen. Indem mit viel Idealismus das Alte erhalten und behutsam Neues hinzugefügt wurde, konnte schließlich eine großzügige Ausstattung mit zeitgemäßem Komfort, eingebettet in ein beeindruckendes historisches Ambiente, geschaffen werden.
Die großen Säle, die in der Barockzeit die fürstenbergischen Jagdgesellschaften aufnehmen mussten, dienen heute den unterschiedlichsten Gästen der Burg als eindrucksvolle Tagungsräume.
Hinzu kommt das naturnahe Umfeld der Burg. Die schon durch Caspar von Fürstenberg angelegten Fischteiche entlang der Burgsüdseite, aber auch der von seinem Enkel Friedrich V. von Fürstenberg angelegte Tiergarten mit seinen eindrucksvollen Baumbeständen werden nach wie vor behutsam gepflegt.
Damals wie heute hat der in Sandstein gemeißelte Spruch Gültigkeit: "Draußen nicht bleibe der Fremdling. Meine Tür öffne sich dem Reisenden."