Atta-Höhle
Entstanden in einem Kalksteinmassiv des Karstgebirges durch Sickerwasser, das den Kalkstein über Jahrtausende aushöhlte, hat die Atta-Höhle ihren Ursprung vor ca. 350 Millionen Jahren in einem Korallenriff in einer Meeresbucht der Urzeit. Entdeckt wurde sie tatsächlich zufällig bei Bergbauarbeiten.
Zufällige Entdeckung
Die Biggetaler Kalkwerke Rosenthal, Epe & Co. in Attendorn nahmen am 1. April 1899 ihren Kalksteinbruch am Stürzenberg in Betrieb. Die Kalkwerke, die am Bahnhof einen Ringofen betrieben und 1907 etwa 50 bis 60 Beschäftigte hatten, lieferten täglich 12 bis 18 Doppelwagen Rohkalk in die Hochöfen des Siegerlandes.
Bei Bergbauarbeiten im Jahr 1907 wurde die Höhle zufällig entdeckt. Durch Sprengarbeiten war in der Mitte der nach Westen sich öffnenden Steinbruchwand ein enges Loch geöffnet worden, durch das die Besitzer des Steinbruchs, Eberhard Epe und Eduard Isphording, am Abend des 20. Juli hineinkrochen, um sich von den Berichten der Lehrlinge zu überzeugen. „Nach vieler Mühe wurden die Sucher riechlich gelohnt, indem sie plötzlich den Anfang einer wunderschönen Höhle vor sich sahen, nicht nur einen schmalen Gang, den man kurzerhand Höhle nennt, sondern Hallen groß und geräumig, dabei nicht nackt und kahl, sondern von oben bis unten, auf dem Boden wie an den Wänden bedeckt mit den schönsten Tropfsteingebilden.“
Die eigentliche Entdeckung der Höhle war für den Kalksteinbetrieb nicht gerade förderlich, da durch seine Stilllegung Arbeitsplätze verlorengingen und die touristische Erschließung einer Höhle in damaliger Zeit ein nicht unerhebliches Risiko bedeutete. So wurde in der Chronik der Stadt Attendorn am 19. Juli 1907 nüchtern festgehalten:
Heute wurde in dem Kalksteinbruche am Stürzenberg der Eingang zu einer neuen Höhle freigelegt. Bei näherer Besichtigung wurde festgestellt, daß sich dieselbe weithin ausdehnt und außerordentlich viele und prachtvolle Tropfsteingebilde enthält. Ob dieselbe dem allgemeinen Besuche zugängig gemacht wird, steht noch in Frage.
Die anfängliche Skepsis verwandelte sich schon bald in eine nicht zu übertreffende Euphorie, die dazu führte, die Höhle möglichst rasch der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Dies wurde auch durch Mitarbeiter des Olper Landratsamtes und des Regierungspräsidenten in Arnsberg unterstrichen, die die Erhaltung der Höhle bedingungslos unterstützten. Nach Aussage der Süderländischen Volkszeitung vom 6. August 1907 kamen die Gutachter ... darin überein, daß Deutschland keine größere Sehenswürdigkeit dieser Art bietet.
So begann man am 15. August 1907 mit der vorläufigen Erschließung eines etwa 260 m langen Teilstücks der Höhle. Die Eröffnung war am 7. September 1907.
Da der Besucherstrom in den folgenden Jahren immer größer wurde, begann man im Januar 1914 damit, vom Höhlenrestaurant Himmelreich aus einen Zugangsstollen zu graben. Zusammen mit einem neu erschlossenen Teil der Höhle wurde dieser Stollen am 20. Mai 1925 eröffnet.
Der touristischen Attraktion Tropfsteinhöhle ist ein moderner Gastronomiebetrieb angeschlossen, der seit 1990 in komplett neuen Gebäuden untergebracht ist. Dadurch ist die Höhlenverwaltung in der Lage, verschiedene Reisegruppen parallel zu bewirten.
Die Atta-Höhle gilt seither als eine der schönsten, größten und meistbesuchten begehbaren Tropfsteinhöhlen Deutschlands mit jährlich rund 200.000 Besuchern.
Besondere Sehenswürdigkeit
Die Atta-Höhle gewährt mit 52 einzelnen Höhlen, die über einen etwa 90 Meter langen Stollen und einen rund 500 Meter langen Rundweg erschlossen sind, tiefe Einblicke in eine unterirdische Wunderwelt, die weit über die Stadtgrenzen Attendorns hinaus Bekanntheit erlangt hat.
Bekannt ist die faszinierende Kalkstein-Höhle für beeindruckende Tropfsteingebilde aus Stalaktiten (hängende Tropfsteine), Stalagmiten (vom Boden emporwachsende Tropfsteine) und Stalagnaten (Tropfsteinsäulen). Außerdem können zahlreiche dünne, oft durchscheinende Ablagerungen aus Kalzit, deren feinschichtiger Aufbau dem Faltenwurf einer Fahne oder eines Vorhangs ähnelt und die daher Sinterfahnen oder Sintervorhänge heißen, bewundert werden.
Zu den beeindruckendsten und besonders sehenswerten Formationen der Höhle zählen die sogenannte „Königshalle“ und die „Eiskristallhalle“. Daneben ist die „Atta-Höhlenkrone“, eine riesige Sinterformation, die über einem See in der Höhle schwebt, ein besonders markantes Merkmal der Atta-Höhle. Darüber hinaus gibt es Unterwasser-Tropfsteine, die eine besondere geologische Eigenschaft der Höhle darstellen.
Erkundung weiterer Höhlenteile
Im Jahre 1983 wurde im Rahmen einer Diplomarbeit am Geographischen Institut der Ruhr-Universität Bochum die Höhle genauestens untersucht und komplett neu vermessen. Dabei wurden neue, weitaus größere Teile entdeckt und interessante Entdeckungen gemacht; nach vorläufigem Abschluss dieser Forschungen hat sich die Länge der Höhle von ca. 850 m auf 6.670 m (1993) versiebenfacht. Da die Erschließung des „neuen“ Teils der Höhle zu gefährlich wäre, ist dieser allerdings nicht für die Öffentlichkeit zugänglich.
Naturschutzgebiet
2006 wurde die Atta-Höhle und ein Großteil des Stürzenbergs, unter dem sich die Höhle befindet, als Naturschutzgebiet ausgewiesen, nachdem die Höhle selbst lange Zeit als Naturdenkmal galt.
Zugang für die Öffentlichkeit
Die Atta-Höhle ist für die Öffentlichkeit zugänglich und bietet geführte Touren, die Besucher zu den geologischen Besonderheiten und Sinterformationen führen.
Weitere Informationen und Öffnungszeiten gibt es unter www.atta-hoehle.de