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Datum: 13.10.2023

Ausstellung "125 Jahre Verein für Ort- und Heimatkunde"

Unter dem Motto „Im Spiegel der Zeit“ zeigt das Südsauerlandmuseum Attendorn derzeit eine Ausstellung zum 125-jährigen Jubiläum des Vereins für Ort- und Heimatkunde.

Wie alles begann

25 Jahre ist es jetzt her: Das „Sauerländer Volksblatt“ vom 05.01.1898 meldete die Gründung des Vereins für Orts- und Heimatkunde Attendorn. Der damals neue Verein hatte zu einer Sammlung kulturgeschichtlicher Güter aufgerufen, und so wurden Funde der frühen Höhlenforschung, volkskundliches und berufsständisches Sachgut sowie kirchliche Kunst zusammen getragen. Damit wurde der Grundstock für die heutige Sammlung des Südsauerlandmuseums gelegt.

Der Verein wurde und wird durch breite Schichten der Attendorner Bevölkerung getragen. Neben einer umfangreichen Sammlung historischer Fotos wurde auch eine heimatkundliche Bibliothek und ebensolches Archivgut gesammelt. Der Verein unterhält eine lebendige Vereinskultur mit mehreren Veranstaltungen im Jahr. In der Geschäftsstelle in der Hansastraße 4 treffen sich jeden Montag Vereinsmitglieder und interessierte Attendorner zu Gesprächen und Recherche.

Die Geschichte der Sammlung

Das älteste Museum im Kreis Olpe geht auf die Gründung des damaligen Heimatvereins (heute: Verein für Orts- und Heimatkunde) zurück, der im Jahr 1898 mit großem Erfolg zu einer ersten Sammlungskampagne aufrief. Rückblickend zeigt sich, dass der Zeitgeist am Ende des Kaiserreiches die Entstehung der Sammlungsidee beflügelte. Man knüpfte hier vor allem an große Ausstellungen an, die seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhundert in Münster, Köln und anderen großen Städten der Öffentlichkeit präsentiert wurden.

Aber auch die Publizierung der Bau- und Kunstdenkmäler durch den Provinzkonservator Albert Ludorff oder die Sammelfreude und Kennerschaft des Kölner Domkapitulars Alexander Schnütgen, dessen Vorfahren aus dem Amt Attendorn kamen, weckten das Interesse am Sammeln und Bewahren. Initialzündung für den Sammlungsbeginn war jedoch zweifellos die „Präsentation der regionalen Altertümer“, die anlässlich der Generalversammlung des Vereins für Geschichte und Altertumskunde Westfalens, Abt. Paderborn, zu Olpe am 7. und 8. September 1897 ausgestellt wurden. 

Ein Teil der Exponate dieser Ausstellung bildete den Grundstock der heutigen Museumssammlung. In den ersten 15 Jahren konnten 130 Exponate zusammengetragen werden. Zu diesen ersten Kunstschätzen gehörten unter anderem auch spätmittelalterliche Heiligenfiguren, die aus dem Augustiner Chorherrnstift Ewig stammten.  Bereits im Jahre 1909 gelangte diese Sammlung in das alte Rathaus der Stadt Attendorn.

Unterstützung aus Münster

Mit dem Entschluss, die Sammlung in das Kreisheimatmuseum zu überführen, wurde die Sammlungstätigkeit unter anderem durch Professor Dr. Paul Pieper begleitet und beraten. Pieper war von 1972 bis 1977 Direktor des Westfälischen Landesmuseums für Kunst und Kulturgeschichte in Münster und galt als einer der renommiertesten Kunsthistoriker Westfalens.  Maßgeblich beteiligt am Ausbau der Sammlung war zudem auch der Attendorner Heimatverein. Durch seine Initiative konnten Grabungsfunde der eisenzeitlichen Burg Borghausen mit diversen Bodenfunden aus dem Jahr 1967, der Turmburg Berlinghausen mit Bodenfunden aus dem Jahr 1966 oder Lesefunde aus den Ewiger Feldern übernommen werden.

Die Entwicklung der Sammlung war nach 1967 erkennbar von mehreren wissenschaftlichen Projekten bestimmt und auch vom Interesse der Museumsleitungen abhängig. So konnten zum Beispiel nach der großen Ausstellung „Alte Kunst im kurkölnischen Sauerland“ weitere wertvolle Exponate übernommen werden. In den 1970er- und 1980er-Jahren bewirkten die Ausgrabungen beim Kloster Ewig und an der Pfarrkirche St. Johannes Baptist, dass mittelalterliche und neuzeitliche Fundstücke in das Museum kamen.

Bedeutung der Sammlung

Auf Grund der jahrzehntelangen und kontinuierlichen Sammlungstradition besitzt dieses älteste Museum des Kreises Olpe heute eine ungewöhnlich reiche Sammlung. Als ein Archiv für Sachzeugen ist es zuständig für all diejenigen Exponate, die nicht in Bibliotheken oder Archive verbracht werden, aber Quellen- oder Zeugniswert besitzen. Dadurch bewahrt es authentische Objekte, die durch nichts zu ersetzen sind, in ihrer Komplexität als Erkenntnisquelle für die Zukunft.

Ohne die Sammlung sind auch die beiden anderen Aufgaben - das Forschen und Vermitteln - nicht realisierbar. Die historischen Sachzeugen besitzen unabhängig von den Betrachtern und der Präsentation im Museum eine eigene Geschichte. Durch sachgerechtes Bewahren einerseits und die wissenschaftliche Dokumentation andererseits wird es möglich, sie immer wieder unter neuen Fragestellungen zu betrachten. Diese neuen Fragestellungen initiieren häufig die gründliche Auswertung der jeweils relevanten schriftlichen Dokumente.

Die Ausstellung wurde am Sonntag, 1. Oktober 2023 um 15 Uhr mit einer Vernissage im Südsauerlandmuseum Attendorn die Ausstellung zu 125 Jahren Verein für Ort- und Heimatkunde eröffnet. Neben der Einleitung durch Museumsleiterin Monika Löcken sprachen bei der Vernissage auch Gabriele Schmidt als Vorsitzende des Vereins für Ort- und Heimatkunde und Horst Peter Jagusch als stellvertretender Bürgermeister der Hansestadt Attendorn. Das musikalische Programm übernahm Kristi Natalie am Klavier. Die Ausstellung ist noch bis zum 5. November 2023 zu sehen.