Franziskanerportal
Die Franziskaner in Attendorn
Am 5. September 1637 wurde die Gründung eines Franziskanerklosters in Attendorn eingeleitet. An diesem Tag gab der Kölner Kurfürst Ferdinand dem Pater Lambert Wayer in Limburg sein Einverständnis. Der Rat der Stadt Attendorn beschloss am 6. Juli 1638 die Klostergründung unter der Bedingung, dass die Franziskaner eine Schule einrichten und führen würden.
So zogen die Franziskaner im Sommer 1638 in Attendorn ein und errichteten eine erste Kapelle an der Kölner Straße. Der Konvent selbst wohnte in einem angrenzenden Mietshaus.
Erst nach Beendigung des Dreißigjährigen Krieges wurde am 9. August 1648 der Grundstein zu einer ersten Kirche gelegt; Bau und Ausstattung von Kirche und Kloster zogen sich aber hin, die Weihe der Kirche erfolgte erst am 1./2.09.1658.
Schon einige Jahre vorher war das Interesse der Familie von Fürstenberg am Kloster erwacht; Friedrich von Fürstenberg entschied, die Klosterkirche zukünftig als Grablege für seine Familie zu nutzen. Friedrich von Fürstenberg wurde 1662 neben seiner Gemahlin in der Kirche beigesetzt.
Kurz darauf musste man feststellen, dass die Statik der Kirche offenbar falsch berechnet wurde. So blieb nichts anderes übrig, als die Kirche völlig neu zu bauen. Dies wurde ermöglicht durch großherzige Spenden des Erbdrosten Johann Adolf von Fürstenberg, sodass die neue Kirche nach nur zweijähriger Bauzeit 1670 eingeweiht werden konnte. Ausführender Maurermeister war der Attendorner Bürger Heinrich Leiste.
Das Hauptportal zu dieser Kirche wurde mit dem Wappen der Familie von Fürstenberg geschmückt. Für 1678 kann nachgewiesen werden, dass das Wappen farbig gestaltet war. Im Zuge des Innenstadtentwicklungskonzeptes wurde das Portal originalgetreu 2020 wieder aufgebaut.
Das historische Portal der Klosterkirche ist rundbogig und von zwei Pilastern gefasst. Diese ihrerseits ruhen auf Sockeln mit Diamantquadern und sind umzogen von der Bänderung der zurücktretenden Teile der Fassung. Als Schlussstein sitzt ein Brillant. Der Fries trägt über den Pilastern jeweils Tiermaske und Rosette, von zwei Löwen gehalten. Der dreieckige Giebel ist aufgesprengt, um einem üppig gestalten Wappen mit reicher Helmzier Platz zu bieten. Es ist das v. Fürstenbergische Familienwappen.
Den völlig einheitlich gestalteten, kaum spürbar gegliederten Innenraum mit der auf nur schwach vortretenden Pfeilern getragene Flachdecke überzieht auch den 3/6 Abschluss, also Altar- und Chorraum. Als eigener Bezirk ist dieser nur durch die Ausstattung gestaltet. So stiftete die Familie von Fürstenberg den Hochaltar, das Chorgestühl und eine neue Orgel. 1691 lobt der Salzburger Domdechant Wilhelm von Fürstenberg seinen Bruder Johann Adolf, der nicht nur die Kirche, sondern auch den Neubau des Klostergebäudes finanziert habe.
1742 wurden beim Stadtbrand große Teile des Klostergebäudes und das Dach der Kirche zerstört. Da die Möglichkeiten, den Chorraum der Franziskanerkirche als Grablege zu nutzen, aus Platzgründen erschöpft waren, ließ Christian Franz Dietrich von Fürstenberg im Zuge des Wiederaufbaus von Kloster und Kirche unter dem Chorraum eine Krypta anlegen, die nun bis 1821 als Gruft genutzt wurde.
Im großen Stadtbrand am 13. Juli 1783 wurden Kloster und Kirche derart zerstört, dass die Franziskaner ihren Wohnsitz bis 1807 im Schnellenberger Hospital nahmen. Parallel wurde die Kirche wieder aufgebaut und erhielt in den Jahren 1790/1792 eine Stuckdecke der heimischen Stuckateure und Maler aus der Familie Metz.
Von den Folgen der Säkularisation wurden die Franziskaner verschont, jedoch wurde das Kloster am 14.01.1822 aufgehoben.
In der Folge diente die Kirche 1833-1883 als Zeughaus des Landwehrbataillons. Danach wurde das Gebäude als Kirche für das Gymnasium wieder eingerichtet und diente den Franziskanern von 1898-1945 erneut als Klosterkirche. Bei einer Munitionsexplosion am 15.06.1945 wurde die Kirche nahezu zerstört und 1951 nach langwierigen Verhandlungen abgerissen.